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Agrarforschung
Einsatzmöglichkeiten des Milchflussgerätes - Lacto Corder - für die Melkberatung

LVVG - Aulendorf, 1996 - 1999

Problemstellung

Die in der Praxis angestrebten hohen Durchsätze beim Melken werden nicht selten zu Lasten der Arbeitsqualität umgesetzt. Melkfehler sind jedoch bisher nur mit sehr aufwendigen Methoden erfassbar und zu beurteilen. Dadurch wurde die Umsetzung von Beratungsempfehlungen zur Behebung von Schwachpunkten bei der täglichen Melkarbeit erschwert und entzog sich jeglicher Nachprüfung. Ähnliche Schwierigkeiten treten bei der Kontrolle melktechnischer Zusatzausrüstungen, wie Stimulationshilfen, Melkzeugabnahme oder Nachmelkautomaten auf. Die Normen zur Melkanlagenüberprüfung nach DIN ISO umfassen ausschließlich Mindestanforderungen an die Dimensionierung und ordnungsgemäße Funktion der Anlage, während zur Kontrolle des richtigen Einsatzes, der Funktionssicherheit und der maßgeblichen Einstellungen dieser automatischen Melkhilfen (z. B. Schwellenwerte, Verzögerungszeiten) keine brauchbaren technischen Prüfgeräte zur Verfügung stehen.

Ziel

Einsatzmöglichkeiten des Lacto Corders in der Melkberatung.

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Einsatzes von teilautomatisierten Melkhilfen bzw. der Forderung nach höheren Melkleistungen sollte überprüft werden, inwieweit sich der Lacto Corder in der praktischen Melkberatung zur Beurteilung der Melkarbeit und der technischen Hilfsmittel einsetzen läßt.

Versuchsdurchführung

Der Versuchsaufbau erstreckte sich im wesentlichen auf folgende Fragestellungen:

  • Praxistauglichkeit des Gerätes.
  • Handhabung, Bedienungsfreundlichkeit, Datensicherheit.
  • Analyse von Milchflusskurven und Milchabgabeparametern zum Aufzeigen von Milchfehlern und Mängeln in der Melktechnik.
  • Einfluss verschiedener Stimulationsroutinen auf den Verlauf von Milchflusskurven.
  • Auswertung von Milchflusskurven in ausgewählten Problembeständen.
  • Erarbeitung von Zielgrößen der Milchabgabeparameter für betriebsspezifische Auswertungen im Rahmen der Melkberatung
Ergebnis

Der Lacto Corder ist aufgrund seiner Benutzerfreundlichkeit für den Einsatz unter Praxisbedingungen geeignet. Für die Messung wird das Gerät wie ein herkömmliches Milchmengenmessgerät in die Melkanlage eingefügt.

Anhand der Milchflusskurven und der erarbeiteten Zielgrößen der Milchabgabeparameter lassen sich Rückschlüsse auf die Qualität der Melkarbeit sowie die Funktion der Melkanlage anhand folgender Kriterien ziehen.

Stimulation (manuell / automatisch)

Lufteinbrüche

Melkdauer (Milchfluss)

Blindmelken

Nachgemelk (Dauer, Menge)

Einstellung und Funktion der Melktechnik

(Abschalt-, Abnahmezeitpunkt, Einsetzen der Nach-melkautomatik, Überprüfung der Melkplätze)

Konsequenzen für die Praxis

Bei den bisher in Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband (LKV) und Eutergesundheitsdienst (EGD) Baden-Württemberg in Praxisbetrieben durchgeführten Melkberatungen mit Hilfe des Lacto Corders hat sich gezeigt, dass das neuartige Messsystem für den Berater sowie den Milcherzeuger ein bisher nicht vorhandenes Informationspotential eröffnet und ein wertvolles Hilfsmittel für die Spezialberatung.

Anhand der Erfassung und Interpretation von Milchflusskurven und ausgewählter Milchabgabeparameter kann der Verlauf des Milchentzuges objektiv dargestellt und beurteilt werden. Routinemängel in der Melkarbeit und Melktechnikfehler, aber auch Schwachstellen bezüglich der Melkbarkeit der Kühe können somit sicher erkannt und in Bezug auf die Vermeidung von Leistungseinbußen und Eutergesundheitsproblemen gezielt angegangen werden .

Unabdingbar ist jedoch für eine detaillierte Auswertung von Milchfusskurven bzw. Milchabgabeparametern und damit für die Ursachenforschung für Melk- und Melktechnikfehler, dass der jeweilige Berater über sehr gute Kenntnisse in den Bereichen - Melkarbeit, Melktechnik - verfügt.

Milchflusskurven dürfen nie die alleinige Grundlage einer Melkberatung darstellen!

So sind für eine Spezialberatung zwingend die folgenden Punkte zu erheben und bei der Beurteilung zu berücksichtigen:

  • Kennzahlen der Melkanlage nach DIN - ISO
  • Firmenspezifische Details zur Technik
  • Protokoll zum Melkvorgang zu Eingriffen (z. B. Handschaltung, Anlegen des Melkzeugs)
  • Kenntnis des Melkablaufs

Die Beratungsbetriebe waren an den Messergebnissen sehr interessiert und es konnte festgestellt werden, dass der Landwirt anhand der graphisch dargestellten Milchflusskurven und dem herdenspezifischen Ergebnisbericht relativ einfach und schnell nachvollziehen kann, wo seine Problembereiche liegen. Eine derart angewandte Beratungsmethodik läßt erwarten, dass die aus den erkannten Melkfehlern abgeleiteten Beratungshinweise grundsätzlich besser akzeptiert und umgesetzt werden.

Literaturhinweis
Abschlussbericht 1999

Fördernde Institution
MLR/LVVG/HOHENHEIM

Förderkennzeichen
LVVG


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