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Agrarforschung

Entwicklung und Erprobung integrierter Pflanzenschutzverfahren in drei unterschiedlichen Anbausystemen auf dem Lautenbacher Hof

Landesanstalt für Pflanzenschutz

Dr. El Titi

09/1993  - 12/1993

Problemstellung

Auf dem Lautenbacher Hof werden seit 1979 ein integriertes und ein konventionelles Bewirtschaftungssystem miteinander verglichen. 1990 wurde das System um eine weitere Variante - das biologisch-organische Bewirtschaftungssystem - ergänzt. Dabei soll ein umweltverträgliches und für Landwirte ökonomisch zumutbares Anbausystem entwickelt werden.

Ziel

Ziel der Untersuchung ist die vergleichende Erfassung langfristiger ökonomischer und ökologischer Auswirkungen von konventionellem, integriertem und biologisch-organischem Bewirtschaftungssystem.

Untersuchungsmethode

Die Untersuchungen wurden auf dem Lautenbacher Hof in der Gemeinde Ödheim im Kreis Heilbronn durchgeführt. Der Standort liegt auf einer Höhe von 185 bis 235 m über NN, die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 9,4 °C und der durchschnittliche Jahresniederschlag 754 mm. Als Bodentypen dominieren Parabraunerden und kolluviale Braunerden, auf den Kuppen befinden sich Pararendzinen. Die ca. 40 ha konventionell und integriert bewirtschafteten Flächen wurden in drei Feldpaaren angeordnet und je zur Hälfte konventionell bzw. integriert bewirtschaftet. Zusätzlich wurden 5 ha nach den Bioland-Richtlinien bewirtschaftet.

Es wurden Bewirtschaftungsergebnisse ausgewertet, Daten zur aktuellen Unkrautflora und zum Unkrautpotential erhoben, sowie faktorelle Einzelversuche zur Weiterentwicklung integrierter und biologischer Anbaumaßnahmen durchgeführt. Wenn sich in den Einzelversuchen bestimmte Bodenbearbeitungstechniken, Fruchtsorten, Saattechniken, Fruchtfolgen oder andere Anbaumaßnahmen bewährten, wurden sie in das integrierte bzw. biologische Anbausystem mit aufgenommen. Somit wurden die Anbausysteme fortlaufend weiterentwickelt und optimiert.

Ergebnis

1) Unkrautdruck:

Auf den drei Schlägen der konventionellen und integrierten Anbauform traten insgesamt 24 Unkrautarten auf, wobei zwischen den beiden Anbausystemen kein Unterschied im Artenspektrum bestand. Die Stärke der Verunkrautung war jedoch sowohl auf den verschiedenen Schlägen (Standort) als auch zwischen den verschiedenen Anbausystemen unterschiedlich. In allen drei Flächen war die Unkrautdichte der integrierten Flächen deutlich höher als die der konventionellen, so waren auf zwei Flächen doppelt so viele und auf einer Fläche sogar 5,5 mal so viele Unkräuter vorhanden.

Zurückzuführen ist die unterschiedliche Verunkrautung im wesentlichen auf die unterschiedliche Grundbodenbearbeitung der beiden Anbausysteme. Während im konventionellen Anbausystem die Masse der Unkrautsamen durch Bodenwendung in tiefere Bodenschichten befördert wird, verbleiben die Unkrautsamen bei der nicht wendenden Bodenbearbeitung in der obersten Krumenschicht, wo sie zur Keimung kommen können.

Auf den integriert bewirtschafteten Flächen führt die Toleranz einer höheren Unkrautdichte, also die Bekämpfung erst bei Überschreitung der Schadensschwelle, zu einer vermehrten Aussamung der Unkräuter und damit zu einem vermehrten Unkrautsamenvorrat im Boden.

Dennoch war die tatsächliche Verunkrautung in den Vorjahren auf einigen Fläche der integrierten Anbaumethode niederer als auf der konventionellen. Dies kann durch die Abhängigkeit der Verunkrautung von den Standorteigenschaften wie Witterung und Bodentyp sowie den genetischen Dominanzeigenschaften der einzelnen Arten erklärt werden.

Bei Betrachtung der betriebswirtschaftlichen Kenndaten war festzustellen, daß trotz der höheren Unkrautdichten auf den integrierten Teilschlägen keine Mehraufwendungen an Pflanzenschutzmitteln erforderlich waren und auch insgesamt auf den integrierten Flächen keine wirtschaftlichen Einbußen durch den höheren Unkrautdruck hinzunehmen waren.

2) Unkrautsamenpotential im Boden

Durch die langjährigen Erhebungen zum Unkrautsamenpotential im Boden konnten starke Schwankungen zwischen den Jahren festgestellt werden, jedoch kein Anstieg auf ein höheres Niveau insgesamt. Während im integrierten System die Samen in den oberen Bodenschichten angereichert waren, wurden im konventionellen System die höchsten Samengehalte in mittleren Tiefen gefunden. Weitergehende Aussagen über Tendenzen, Auflaufverhalten oder Gleichgewicht zwischen Samenzufuhr und abgestorbenen Samen konnten zum Ende der Projektzeit noch nicht getroffen werden.

3) Ökonomische Betriebsdaten

Bei der Interpretation der Ergebnisse von 1979 bis 1993 wurde festgestellt, daß im Durchschnitt der Vorjahre im integrierten System, bei gleich hohen bis leicht geringeren Erträgen und einer Einsparung an Pflanzenschutzmitteln von 12 - 74 % der Deckungsbeitrag mindestens gleich hoch wie im konventionellen System war. Außerdem waren im integrierten System die Düngemittel um durchschnittlich 25 % vermindert. Die variablen Maschinenkosten waren mit 9 % und der Arbeitszeitbedarf mit 3 % nur geringfügig vermindert gegenüber dem konventionellen System.

Über das dritte Anbauverfahren, das biologisch-organische Verfahren, werden im Abschlußbericht keine Untersuchungen oder Ergebnisse beschrieben.

Konsequenz für die Praxis

Es wurde festgestellt, daß beim Vergleich vom integrierten und vom konventionellen Anbausystem

  • bei beiden Systemen ungefähr gleich viel Unkrautarten vorhanden waren,
  • die Stärke der Verunkrautung auf den integriert bewirtschafteten Flächen im Durchschnitt ungefähr doppelt so hoch war,
  • die Unkrautsamen beim integrierten Verfahren eher in den oberen Bodenschichten waren,
  • auch nach 15 Jahren integrierter Bewirtschaftung kein Anstieg des Unkrautsamenpotentials auf ein höheres Niveau festzustellen war,
  • durch die integrierte Bewirtschaftung keine ökonomischen Nachteile zu erwarten sind.

 

Literatur: Abschlußbericht, 1994

 

Fördernde Institution: MLR

Förderkennzeichen: 23 - 93 . 10




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