Navigation überspringen

Hinweise zum Rebschnitt

Hanns-Christoph Schiefer und Peter Steinbrenner

LVWO Weinsberg

 

Der Jahrgang 2012 ist im Keller. Die Qualität der geernteten Trauben ist hervorragend und die eingebrachten Mengen sind zufriedenstellend.
  
Nach der Ernte ist vor der Ernte
 
Der Blattfall ist beendet, und es zeigt sich ein gut gewachsenes ausgereiftes Rebholz von optimaler Stärke. In vielen Betrieben muss aufgrund der Betriebsgröße bereits vor Weihnachten und möglichen Winterfrösten mit dem Rebschnitt begonnen werden. Obwohl Schäden durch Winterfröste selten sind, sollten zuerst die frostfesten Sorten wie Riesling und Burgunder und die weniger frostgefährdeten Lagen geschnitten werden. Frostempfindliche Sorten und frostgefährdete Lagen, junge oder sehr stark gewachsene Rebanlagen sollten möglichst spät geschnitten werden. Ersatzruten werden aus Gründen einer rationellen Arbeitsweise nur noch in Ausnahmefällen angeschnitten. Ersatzruten sind bei Sorten notwendig, die beim Biegen leicht brechen und trotzdem auf eine Bogrebe geschnitten werden sollen.
 
Der Rebschnitt ist aufwändig
 
Der Rebschnitt macht einen Großteil der Arbeitsstunden im Weinbau aus. Bei der Spaliererziehung sind heute 200 bis 300 Stunde je Hektar ohne Lese möglich. Bei einem Rebschnitt in den üblichen Spalieranlagen mit etwa 80 Stunden je Hektar macht der Anteil an den Gesamtstunden zwischen 20 und 40 Prozent aus. Beim Anschnitt auf eine Bogrebe ist mit dem Vorschneider kaum eine Einsparung möglich. Üblicherweise wird in größeren Betrieben der Rebschnitt geteilt. Den Vorschnitt übernimmt eine Facharbeitskraft, das Herausziehen der Reben übernehmen Aushilfskräfte, die anschließend auch das Biegen übernehmen. Für den Vorschnitt ist die Fachkraft unentbehrlich, und die Arbeit kann allenfalls durch elektrische oder pneumatische Scheren erleichtert werden.
 
Für das Ausheben der Ruten werden meist Aushilfskräfte eingesetzt. Inzwischen stehen aber auch personal- und zeitsparende maschinelle Verfahren zur Verfügung. Mit dem Cane-Pruner der Firma Ero und dem Kobold der Firma Clemens wurden Geräte entwickelt, mit denen Einspareffekte von 30 – 50 Akh/ha bei Herausziehen des Rebholzes möglich sind. Die Einsatzkosten der Geräte sind jedoch hoch und erfordern bei Neuanlagen längere Zeilen sowie besondere Drahtbefestigungen.
 
Ein konsequenter Anschnitt erspart Arbeitszeit
 
Der Rebschnitt ist die wichtigste Maßnahme zur Steuerung von Ertrag und Qualität Die Fruchtbarkeit unserer Anlagen ist durch die Ertragsbegrenzungen und das hervorragende Pflanzgut inzwischen sehr gut. Wie die jährlichen Zählungen der Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg zeigen, sind die Gescheinszahlen der Jahre 2000-2012 gleichmäßiger und höher als in den 90iger Jahren (Abbildung 1). 
 

Gescheinsansatz verschiedener Rebsorten Mittel 1990-1999 und 2000-2012
Abbildung 1: Gescheinszahlen im Vergleich


Soll eine Nachkorrektur des Ertrages im Sommer vermieden werden, ist beim Anschnitt konsequentes Handeln notwendig. Je nach Zustand der Anlage und dem gewünschten Produktionsziel (Basis- oder Premiumerzeugung) und je nach Leistungsfähigkeit der Rebsorte Riesling, Burgunder, oder Trollinger, kann beim Rebschnitt zu oder abgegeben werden. Empfohlen werden 4-8 Augen pro m². Die auf die Rebsorten bezogenen Anschnittempfehlungen sind in der Tabelle 1 dargestellt.
 

Tabelle 1: Empfohlener Anschnitt bei verschiedenen Rebsorten

Sorte

Augen/m²

Augen/Stock

Müller-Thurgau, Kerner, Silvaner, Portugieser, Trollinger

4 - 6

10 - 15

Burgundersorten, Lemberger, Dornfelder, Accolon

4 - 7

10 - 17

Riesling, Traminer

5 - 8

13 - 20




Die Augenzahl kann auf ein oder zwei Bogreben verteilt werden. Der Anschnitt auf eine Bogrebe hat sich bei den meisten Sorten bewährt. Diese Rute kann als Schräg- oder als Flachbogen hangabwärts gebogen werden. Der Flachbogen hat bei der maschinellen Entblätterung, aufgrund seiner einheitlichen Traubenzone, Vorteile. 

Eine Bogrebe reicht meist aus

An der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg wurden über viele Jahre sechs verschiedene Bogenformierungen bei der Rebsorte Trollinger verglichen. Ein langer Schrägbogen, ein langer Flachbogen mit 4,7 Augen/m², 2 kurze Halbbögen, zwei kurze Flachbögen mit 6 Augen/m², eine Variante mit Bogen und Strecker mit 7 Augen/m² sowie zwei Pendelbogen mit 9,4 Augen/m². Die Ergebnisse sind in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung 2: Erziehungsartenversuch bei Trollinger


Die fünf Varianten mit 4,7 bis 7,0 Augen/m² bringen in den 12 ausgewerteten Jahren 69° Oechsle und 180 kg/Ar. Die Unterschiede zwischen den Varianten sind gering. Bei 2 Pendelbögen und dem vergrößerten Anschnitt auf 9,4 Augen/m² fällt das Mostgewicht auf 65° Oechsle ab, und der Ertrag steigt auf 240 kg/Ar. Dies zeigt, dass es auch beim Trollinger hauptsächlich ein Menge/Güte Verhältnis ist und auch der Trollinger an einem Schräg- oder Flachbogen, bei ausreichenden Wasservorräten, gute Erträge bringt. Mehr noch als der Rebschnitt entscheiden die Laubarbeiten über die Qualität. Eingekürzte Triebe oder Schwachtriebe wie beim Pendelbogen müssen vermieden werden.
 

 

Informationen  zum Datenschutz und zum Einsatz von Cookies auf dieser  Seite finden Sie in unserer Datenschutzerklärung