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Forschungsreport
Hopfen- und Stockwelke des Hopfens
im Raum Tettnang (Abschlussbericht - Kurzfassung)

Förderkennzeichen  0181E

Dipl.-Ing. (FH) Beate Wenzler
Landesanstalt für Pflanzenschutz Stuttgart
Dezember 2002

Problemstellung

Bereits seit 1924 ist die „Welke" als Hopfenkrankheit in England bekannt, bevor sie Anfang der fünfziger Jahre den Weg nach Deutschland findet. Die Pilzkrankheit breitet sich innerhalb von 10 Jahren im Land soweit aus, dass auch das Hopfenanbaugebiet Tettnang betroffen ist. Seit Mitte der 60er Jahre tritt nun die „Welke" immer wieder in unterschiedlich starker Ausprägung in Tettnang auf und beschert den betroffenen Pflanzern durch frühzeitiges Welken der oberirdischen Pflanzenteile zum Teil beträchtliche Ertragsausfälle. Die „Welke" wird durch den Bodenpilz Verticillium albo-atrum und V. dahliae, zum Teil in Mischinfektion mit Fusarium spec., verursacht. Eine wirksame Bekämpfungsmethode gibt es bis zum heutigen Zeitpunkt nicht.

Ziel

Die Untersuchungen und Versuche des vorliegenden Forschungsprojekts waren so angelegt, dass Eckpunkte wie die Witterung, Bodenbelange, Düngung und Pflanzenschutz mit einbezogen werden konnten. Die ermittelten, praxisorientierten Informationen sollten die Möglichkeit schaffen, den Hopfenpflanzern eine praktische Hilfestellung bei der Bekämpfung der Krankheit zu leisten

Untersuchungsmethoden

Isolationsversuche aus Hopfen und auch Unkräutern aus dem Gebiet bildeten eine wichtige Stütze des Projekts. Das jeweilig aktuelle Erregerspektrum konnte so ermittelt und Verticillium für weitere Versuche gesammelt werden.

Mykologische Laboruntersuchungen auf eine mögliche Hemmung oder Förderung des Pilzwachstums durch verschiedenste Elemente waren ebenso Bestandteil des Forschungsvorhabens wie Versuche mit natürlicher und künstlich induzierter Infektion an Hopfen und Zeigerpflanzen im Gewächshaus und im Freiland. Neben chemischen Pflanzenschutzmitteln wurden auch verschiedene Salze, biologische Mittel mit antagonistischer Wirkung und unterschiedlichste Dünge- und Bearbeitungsmethoden getestet.

Ergebnis
  • Warme Frühjahre gelten im Anbaugebiet Tettnang als potentielle Welkejahre. Die Niederschläge haben gegenüber der Bodentemperatur eine untergeordnete Bedeutung.
  • Die Isolationsversuche offenbarten eindeutig Verticillium albo-atrum als Hauptverursacher der Hopfenwelke im Anbaugebiet Tettnang. Aus diesem Grunde wurden sämtliche Infektions-versuche mit Verticillium albo-atrum durchgeführt. Fusarium taucht in jüngerer Zeit wieder vermehrt auf. Rhizoctonia spielt eine nebensächliche Rolle.
  • Mehrere Fungizide und Salze weisen im Labortest eine Hemmwirkung bezüglich Verticillium albo-atrum auf.
  • Eine funkionierende Infektionsmethode zur Durchführung einer künstlichen Infektion mit Verticillium albo-atrum wurde entwickelt.
  • In Tests mit künstlich infizierten Pflanzen (Zeigerpflanzen und Hopfen) zeigten sich einige Produkte als welkemindernd. Allerdings in jeweils sehr geringem Maße. Zinksulfatbehandlungen erwiesen sich mehrfach als positiv (d. h. welkemindernd). Bei den Fungiziden hemmten Derosal (Aventis), Harvesan (DuPont) und Folicur (Bayer) (Achtung bei Anwendungen mit Folicur EW!) sogar mehrmals die Symptomausprägung. Von den Produkten mit „mikrobiellen Gegenspielern", so genannten Antagonisten, war lediglich Proradix (Sourcon Padena AG) in der Lage, die Welke geringfügig zu reduzieren. Promot (Mack) verstärkte die Symptome sogar zweimal. Folistar Super (Jost) und Phosfik (Kemira Growhow) hemmten die Welke wiederholt, Biocon (Bioco), Biocos (Bioco) und Biplantol H forte NT (Bioplant) brachten ebenfalls positive Ergebnisse zu Tage. Freilandversuche mit handelsüblichen Düngern konnten im größeren Maßstab nicht durchgeführt werden, da zwei Vegetationsperioden hierfür zu wenig sind. Lediglich im Topfversuch und in der infizierten Freilandanlage (Bodnegg) wurden verschiedene Düngervarianten eingebaut. Die Aussagekraft bezüglich der Welke war gering. Unterschiedliche Schneidzeitpunkte im Frühjahr, Behandlungen mit Kalk und Winterroggeneinsaat erbrachte aufgrund der geringen Welkesymptome 2001 und 2002 im Freiland keine Erkenntnisse.
  • Chemische und mikrobiologische Bodenuntersuchungen brachten keine neuen Erkenntnisse.
  • Eine Zeigerpflanze als Verticillium-Indikator in der Erde zu benutzen, war die Idee eines Vorhersagemodells, mit welchem bereits im Frühjahr potentielle Welkejahre hätten vorhergesagt werden können. Weder an Auberginen noch an Löwenmäulchen funktionierte die Methode fehlerfrei, so dass eine Entwicklung des Prognosemodells nicht möglich war.
  • Wiederholt wurde deutlich, dass Jungpflanzen leichter mit Verticillium albo-atrum zu infizieren sind als ältere.
  • Verticillium albo-atrum hemmt die Wurzel- und Pflanzenentwicklung.
  • Die vielfach erwähnte höhere Verticillium-Widerstandsfähigkeit der Sorte Perle gegenüber Hallertauer mfr. kann bestätigt werden.
Empfehlungen für die Praxis

Mittel der Wahl, der Hopfenwelke zu begegnen, ist und bleibt die sorgfältige Pflege des Bestandes. Pflege bedeutet in diesem Zusammenhang, alles zu umgehen, was den Pflanzen in irgendeiner Form Stress bereitet, um im Gegenzug ein besseres biologisches Gleichgewicht zu erreichen.

Folgenden Belastungsfaktoren gilt es, Beachtung zu schenken und mit den betrieblichen Belangen abzuwägen:

  • Reduktion der N-Düngung. Die Auswirkungen werden jedoch erst nach mehreren Jahren sichtbar. Auf eine breitwürfige Streutechnik ist zu achten.
  • Hohe C- und N-Gehalte begünstigen die Keimung der Dauerorgane der Welkeerreger
  • Eine Kalium-orientierte Düngung ist anzustreben. Eine Erhöhung der Kaliumgabe führte zu geringeren Welkesymptomen.
  • Auf eine ausreichende Kalkversorgung soll geachtet werden. Kalk verbessert zum einen die Bodenstruktur, zum anderen verschlechtern sich dadurch die Lebensbedingungen der pilzlichen Erreger, da sie ein saures Klima bevorzugen.
  • Auf einen guten Humusgehalt achten. Mit Humusgaben kann die Bodenstruktur nachhaltig verbessert werden.
  • Extrem hohe Phosphatwerte sind zu vermeiden. Die Zinkaufnahme wird dadurch gehemmt und die positive (d. h. welkemindernde) Zn-Wirkung kommt nicht zur Geltung.
  • Bei Hopfenhäcksel aus Verticillium-infizierten Beständen sollte auf eine Ausbringung auf Hopfenflächen verzichtet werden. Eine ausreichende Hygienisierung (über 70°C) wird erst ab einer Tiefe von ca. 1 m im Komposthaufen erreicht.
  • Bodenverdichtungen müssen vermieden werden. Für eine gute Durchlüftung des Bodens soll ständig gesorgt sein. Durchlüftungsmangel steigert die Welke.
  • Verletzungen des Hopfenstocks sind zu vermeiden. Ein verletztes Wurzelsystem bietet hervorragende Eintrittspforten für Verticillium.
  • Offensichtlich befalle abgestorbene Hopfenranken sollten aus der Anlage entfernt werden. Beim Absterben des Pflanzenmaterials wird eine Welle der Sporulation ausgelöst, welche in großen Mengen neues Infektionsmaterial freisetzt. Die Annahme, dass ein unkrautfreier Bestand das Welkeaufkommen merklich reduziert, bestätigt sich jedoch nicht.

Bei all diesen Empfehlungen steht die Gesundheit des Hopfens im Mittelpunkt. Nur eine gesunde Pflanze kann sich gegen Krankheiten und Schädlinge - in der von der Natur durchaus vorgesehenen Art - zur Wehr setzen.


MLR   |   Agrarforschung    

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