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Agrarforschung

Wirtschaftlichkeit der überbetrieblichen Gülleausbringung

Universität Hohenheim, Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre
Dipl.-Ing. agr. Albrecht Bühler, April 1997 - Mai 1997

Problemstellung

Für die weitere Akzeptanz der Güllewirtschaft fordert die Gesellschaft von der Landwirtschaft zukünftig eine emissionsarme Gülleausbringung. Die dafür benötigte Ausbringungstechnik ist inzwischen verfügbar, jedoch zu deutlich höheren Kosten als die herkömmliche Technik. Gesetzliche Verankerung findet eine bodennahe Gülleausbringung in der Düngeverordnung. Es ist anzunehmen, daß in wenigen Jahren Schleppschlauch, Gleitschuhverteiler und Güllegrubber als "gute fachliche Praxis" vorausgesetzt werden.

Zur Förderung einer emissionsarmen Gülleausbringung, wurde ein Pilotprojekt des Landes Baden-Württemberg im Landkreis Biberach durchgeführt. Dort wurde auf Anregung des Kreismaschinen- und Betriebshilfsrings (MBR) Biberach e.V. im November 1995 die Gülleausbringgemeinschaft Biberach GbR (GAG GbR) gegründet. Ziel dieser Gülleausbringgemeinschaft ist es, die Gülle überbetrieblich kostengünstig und emissionsarm auszubringen. An dieser Gemeinschaft nehmen 39 Landwirte teil, die eine jährlich Ausbringmenge von 50.000 m 3 Gülle vertraglich festgelegt haben.

Ziel

Aufgabe dieser Untersuchung ist die Erfassung und Analyse der Erfahrungen der teilnehmenden Landwirte bezüglich der überbetrieblichen Gülleausbringung. Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit bilden Wirtschaftlichkeitsberechnungen zu Verfahren der überbetrieblichen und der einzelbetrieblichen Gülleausbringung. Anhand dieser Berechnungen soll die Konkurrenzfähigkeit der emissionsarmen überbetrieblichen Gülleausbringung gegenüber der einzelbetrieblichen untersucht werden.

Untersuchungsmethoden

Da das Verfahren in Baden-Württemberg noch relativ neu ist, wird mit Hilfe einer Befragung geprüft, welche Akzeptanz die betroffenen Landwirte dem Verfahren entgegenbringen. Darüber hinaus werden mit Hilfe von Kostenvergleichsrechnungen einzelbetriebliche und überbetriebliche Varianten der Gülleausbringung miteinander verglichen und Schlußfolgerungen für fünf unterschiedliche und typische Beispielsbetriebe dargestellt.

Ergebnisse

Niedrige Ausbringkosten der Gülle waren nur für 33 % der teilnehmenden Landwirte ein Beweggrund, sich der Gülleausbringgemeinschaft anzuschließen. Vielmehr waren eine bessere Nährstoffausnutzung, eine Erhöhung der Akzeptanz flächenintensiver Tierhaltung in der Bevölkerung und Arbeitsspitzen die Hauptmotive für den Eintritt in die Gülleausbringgemeinschaft. Vom Verfahren selbst sind die Landwirte generell überzeugt; von 35 Landwirten würden sich 34 wieder für dieses Konzept der Gülleausbringung entscheiden.

Die Technik weist hinsichtlich der Einsatzsicher-heit und der -stabilität noch einige Probleme auf. In der Saison 1996 gab es zu viele Standzeiten durch Störungen. Von den Verteilern waren die Landwirte mit dem Grubber am meisten zufrieden. Die Arbeitsbreite des Gleitschuhverteilers ist mit 6 m jedoch nicht ausreichend. Die Verschlauchungsanlage hat die Erwartungen hinsichtlich Leistung, Funktion und Zuverlässigkeit nicht erfüllt.

Eine maximale Maschinenauslastung ist nur mit mehreren Fahrern in der Saison möglich. Dabei bestehen Probleme mit der Qualifikation der Fahrer, deren Vertrautheit mit der Technik und der Einsatzorte. Zudem ist die Verfügbarkeit der Zubringschlepper und Fahrer nicht immer ausreichend. Deshalb sollte die Entlohnung der Traktoren mit Fahrer auf mehr als 50 DM je Akh erhöht werden.

Die Anforderungen an die Betriebsleiterqualitäten sind durch die überbetriebliche Gülleausbringung gestiegen. Es wird eine langfristigere Planung und höhere Flexibilität erforderlich.

Von den befragten 38 Landwirten haben 32 den bisher abgerechneten Gülleausbringungspreis von 4,50 DM bis 5,50 DM je m 3 ausgebrachter Gülle als angemessen beurteilt. Der Median für den Preis, den die Landwirte höchstens zu zahlen bereit wären, lag bei 5,50 DM. Dieser Preis wurde von den Landwirten allerdings sehr differenziert betrachtet. Sie unterschieden deutlich zwischen der günstigen Ausbringung mit dem Grubber und der zu teuren Ausbringung mit dem Gleitschuhverteiler auf Grünland.

Der von den Landwirten genannte Preis von 5,50 DM wird von den Betrieben bei konventioneller Eigenmechanisierung nur selten unterschritten. Nur bei großen Güllemengen von 3000 m³ und mehr je Jahr und geringen Hof-Feld-Entfernungen ist eine einzelbetriebliche emissionsarme Mechanisierung zu den gleichen Kosten wie die einer überbetrieblichen Gülleausbringgemeinschaft möglich.

Die Kosten der Gülleausbringgemeinschaft Biberach sind trotz Zusatzleistungen, der größeren Schlagkraft, der emissionsarmen Ausbringung und der Möglichkeit der direkten Gülleeinarbeitung vergleichbar oder liegen unter den Kosten der konventionellen einzelbetrieblichen Ausbringung. Die Kosten bewegen sich zwischen 3,13 DM und 8,23 DM je m³ ausgebrachter Gülle, abhängig von der Ausbringleistung pro Stunde und der gesamten Auslastung der Gülleausbringgemeinschaft pro Jahr. Ohne Zuschuß belaufen sich die Kosten zwischen 3,59 DM und 8,93 DM je m³ ausgebrachte Gülle. Der geringe Kostenunterschied zeigt, daß eine optimal ausgelastete Gülleausbringgemeinschaft von den Kosten her auch ohne Förderung mit einer konventionellen Ausbringung konkurrieren kann

Konsequenzen für die Praxis

Insgesamt kann festgestellt werden, daß der überbetriebliche Einsatz der emissionsarmen Gülleausbringtechnik im Vergleich mit der konventionellen Technik in den meisten Fällen kostengünstiger ist. Eine einzelbetriebliche emissionsarme Gülleausbringung ist bei den hier untersuchten Betriebsgrößen dagegen nicht konkurrenzfähig und wäre nur im Rahmen gesetzlicher Regelungen durchsetzbar.

Literaturhinweis
Diplomarbeit am Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre von Albrecht Bühler (Mai 1997)

Fördernde Institution
MLR

Förderkennzeichen
0067


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