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Weinjahr 2011, Vor dem Herbst

Württemberg

Wo es weder Frost- noch Hagelschäden gab, ist mit einer qualitativ und quantitativ optimalen Ernte zu rechnen

 

 

Hanns-Christoph Schiefer

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg

 

 

Mit einer Höhe von 30 cm und einer an 16 Tagen geschlossenen Schneedecke hat sich der Dezember 2010 von seiner schönsten Seite gezeigt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag fiel das Thermometer bis auf fast minus 20 Grad Celsius. Zwischen dem 5. und 6. Januar gab es einen gewaltigen Temperatursprung von über 20 Grad. Die tiefen Temperaturen des Winters haben in Württemberg nur an einigen wenigen Standorten zu Frostschäden am Holz geführt. Das Frühjahr war sehr trocken, warm und führte zu einem extrem frühen Start der Vegetation. In die Statistiken des deutschen Wetterdienstes geht der Frühling 2011 als der trockenste seit mehr als 100 Jahren ein.

 In den Weinbergen ging die Winterruhe fast nahtlos und in atemberaubender Geschwindigkeit in den Rebaustrieb um den 10. April über. Der Austrieb lag damit im Jahr 2011 um fast 14 Tage vor dem langjährigen Mittel. In den Nächten vom 3. auf den 4. bzw. 5. Mai schädigten die verfrühten Eisheiligen auch die Weinberge, und so mancher gestandene Weingärtner war den Tränen nahe. Betroffen ist vor allem Nordwürttemberg mit den Landkreisen Hohenlohe, Heilbronn und Ludwigsburg. Von 11.500 Hektar Rebfläche in Württemberg wurden 3.000 Hektar von Frostschäden schwer geschädigt. Mit einem frostbedingten Ertragsaufall von etwa 25 Prozent ist zu rechnen. Dies ist natürlich besonders tragisch, da bereits im Jahr 2010 die kleinste Menge seit 25 Jahre geerntet wurde und die Weinvorräte reduziert wurden.

 

Die Rebblüte bei der Rebsorte Riesling lag um den 25. Mai und damit 21 Tage vor dem Mittel der letzten 30 Jahre. Die frühe Blüte war die Folge des frühen Austriebs und des Wärmeüberschusses des ganzen Frühjahrs. Der Juni brachte etwas von den lang erhofften Niederschlägen die mit den Regenmengen im Juli zu einem sehr zufriedenstellenden Rebwachstum führten. Der große Vorteil des trockenen Frühjahres sind Rebanlagen in denen man die üblichen Rebkrankheiten suchen muss. Vereinzelt ist der Echte Mehltau in besonders wüchsigen Beständen zu finden. Hagelereignisse um den 19. Juli haben auf einigen Flächen zu großen Schäden geführt.

 

In den meisten Anlagen ist 2011 ein erhöhter Gescheinsbesatz je Trieb festzustellen. Eine erhöhte Traubenzahl pro Stock führt, wenn alle Trauben belassen werden, zu einem höheren Ertrag. Höhere Stockerträge führen wiederum zu kleineren Beeren, und das Risiko von Fäulnis durch Abquetschungen sinkt. 35 Tage nach der Blüte lagen auch die Beerenzahlen pro Traube deutlich über dem 10 jährigen Schnitt. Die Traubengewichte der verschiedenen Rebsorten weisen eine große Streubreite auf und lassen keine eindeutige Aussage zu. In den nicht durch Frost oder Hagel geschädigten Anlagen ist mit guten bis sehr guten Erträgen zu rechnen.

 

Im Weinland Württemberg, das durch Genossenschaften geprägt ist, grassiert derzeit das Fusionsfieber. Betriebe schließen sich zusammen und bilden größere wirtschaftliche Einheiten. Wachsender Kostendruck, Mitgliederschwund, großer Verwaltungsaufwand, mäßige Traubengeldauszahlungen und die geringen Ernten der letzten beiden Jahren drücken die Hektarerlöse. Höhere Weinverkaufspreise wären dringend notwendig, sind jedoch nur in geringem Umfang durchzusetzen.

 

Ende August standen die nicht durch Frost oder Hagel geschädigten Anlagen sehr gut und sind gesund. Es wird eine frühe, und dank des guten Entwicklungszustandes qualitativ hochwertige Ernte erwartet.

 

 

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