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Ertragssteuerung im Weinbau

Ertragsteuerung.jpg (12130 Byte)

Was bestimmt den Ertrag?

1. "Natürliche" Faktoren

2. Pflegemaßnahmen

Standort
Boden, Kleinklima

- Witterung
Vorjahr, Holzreife, Anzahl und Größe der Gescheine
Verlauf bis und während der Blüte
Befruchtungsgrad/Beerenzahl und Beerengröße
Wärme und Wasserangebot nach der Blüte und beim Weichwerden

- Ertrag und Mostgewicht des Vorjahres/Reservestoffeinlagerung

- Anschnittlänge
nur begrenzte Möglichkeiten

- Laubarbeiten einschließlich Ausbrechen und Ausdünnen
• Einkürzen und Laubschnitttermin beeinflussen stark die Beerengröße

- N-Düngung
Wuchs und damit Beerengröße

- Bodenpflege und damit Wasser- und Nährstoffangebot und damit Wasser- und Nährstoffangebot

- Pflanzenschutz untergeordnet
• nicht geeignet für Ertragssteuerung

- Sorte, Klon

Von den ertragsbestimmenden Faktoren kommt der Witterung des einzelnen Jahres, aber auch der jeweiligen Vorjahreswitterung die größte Bedeutung zu. Günstige Vorjahreswitterung und/oder besonders niedrige Vorjahreserträge ergeben im Folgejahr höhere Gescheinszahlen und Gescheinsgrößen.

Gescheinsansatz pro Trieb im langjährigen Mittel

Sorte

Gescheinszahl/Trieb

Trollinger
Lemberger
Schwarzriesling
Dornfelder

Riesling
Kerner
Müller-Thurgau
Silvaner

1,30
1,72
1,80
1,77
2,26
1,93
2,04
1,95


Gescheinsansatz je Trieb in Abhängigkeit der Stellung des Triebes an der Bogrebe

Die angeführten durchschnittlichen Gescheinszahlen verteilen sich je nach Sorte unterschiedlich am Bogen. Eine recht gute Fruchtbarkeit im stammnahen Bereich haben dabei Riesling wie auch alle Burgundersorten (d. h. auch am kurzen Holz fruchtbar) - siehe Abbildung 1.
Die Sorten Trollinger, Lemberger, Müller-Thurgau und Kerner sind dagegen an der Bogrebenbasis nur gering, jedoch zum Bogrebenende hin besonders fruchtbar- siehe Abbildung 1.

Abbildung 1

Blatt-/Fruchtverhältnis (Blattfläche zu Traubengewicht/Trieb)

Bei Sorten mit hoher Fruchtbarkeit gegen das Bogrebenende hin, wird das Blatt-/Fruchtverhältnis im Vergleich der Basistriebe zu den Pendeltrieben extrem ungünstig. Sorten mit gleichbleibender Fruchtbarkeit über die Bogrebe haben einen verhältnismäßig geringeren Abfall der Blattfläche zum Traubengewicht pro Einzeltrieb.

Folgerung für den Anschnitt und die Bogrebenlänge

Bei Sorten mit stark ansteigender Fruchtbarkeit und daraus resultierendem stark abnehmenden Blatt-/Fruchtverhältnis, ist es eher sinnvoll, zwei kürzere Bogreben anzuschneiden als nur eine lange.

Sorten mit "gleichmäßiger" Fruchtbarkeit über die Bogrebe hinweg erlauben eher den Anschnitt einer langen Bogrebe , ohne einen deutlichen Qualitätsabfall befürchten zu müssen.

Drahtanordnung, Formierung und Laubwandhöhe

Abbildung 2

 

1. Riesling-Gruppe

 

Augen/m²

bei 2 Ruten = Augen/Rute *

Riesling

6 - 7

7 - 9

Traminer

6 - 8

7 - 9

2. Müller-Thurgau-Gruppe

Müller-Thurgau

4 - 6

5 - 7

Kerner

4 - 6

5 - 7

Spätburgunder/Ruländer/Samtrot

5  -7

6 - 9

Schwarzriesling

5 - 7

6 - 9

Lemberger

6 - 7

7 - 9

3. Silvaner-Gruppe

Silvaner

4 - 6

5 - 7

Portugieser

5 - 6

6 - 7

Trollinger

5 - 7

6 - 9

Dornfelder

4 - 6

5 - 7

1. = Weniger fruchtbare Sorten
3. = Besonders fruchtbare Sorten mit stark ausgeprägter Menge-/Gütebeziehung
Auf tiefgründigen, besonders fruchtbaren Standorten in Verbindung mit reichtragenden Klonen, kann die jeweils niedrigere Zahl noch zu hoch sein.

*   
= bei einem Standraum von 2,5 m²/Stock (z.B. 2,0 m x 1,25 m bzw. 1,6 m x 1,6 m)

Traubengewicht

Das Einzeltraubengewicht ist abhängig von Sorte, Gescheinsgröße, Befruchtungsgrad und Jahrgang. Gutes Blütewetter ergibt nicht nur viele Beeren je Traube, sondern auch ein höheres durchschnittliches Beerengewicht. Feuchtwarme Witterung nach der Blüte in Verbindung mit starkem Wuchs fördert deutlich die Beerengröße über eine höhere Zellenzahl.
Das Wasserangebot zum Reifebeginn ist für die Volumenzunahme der Zellen und damit das Beeren-/Traubengewicht nochmals entscheidend.

Traubengewichte  [g]

Sorte

1996

1997

1998

1999

2000*

Mittel 1990-2000

mittlerer Schwankungsbereich

Riesling

100

110

110

159

163

116

  80 - 130

Kerner

100

160

130

177

240

159

130 -180

Müller-Thurgau

160

190

150

217

235

192

 150 - 200

Silvaner

110

140

130

170

-

130

100 - 150

Trollinger

260

260

290

467

447

353

 250 - 450

Lemberger

160

180

190

274

260

201

170 - 220

Schwarzriesling

100

70**

125

175

191

132

110 - 150

Dornfelder

255

268

234

226

322

277

250 - 350

* gesunde Trauben
** Spätfrost (Beiaugen)

I m Jahr 2000 war das tatsächliche mittlere Traubengewicht je nach Sorte und Botrytis- bzw. Essigbefall stark abweichend von den oben angegebenen Zahlen.
Je nach Einzelblütenzahl, Befruchtungsgrad, Feuchtigkeitsangebot, Wuchskraft der Anlagen sowie der Klone, schwankt das Traubengewicht von Jahr zu Jahr recht stark.

Rechenbeispiele zur Festlegung des Ausdünnungsgrades

Riesling:

44 Trauben/Stock (aus mind. 40 Stöcken ermitteln):

- Standraum (2,0 x 1,25 m = 2,5 m 2 ) = 44 : 2,5 = 17,6 Trauben/m 2

- 17,6 Trauben/m 2 x 120 g (Ø Traubengewicht, siehe oben)

= 17,6 x 120 g = 2112 g/m 2 = 2,112 kg/m 2 = 211,2 kg/a

Bei 140 kg/a angestrebten Ertrags muß mindestens 1/3 der Trauben entfernt werden.

Trollinger:

20 Trauben/Stock (aus mind. 40 Stöcken ermitteln):

- Standraum (2,0 x 1,25 m = 2,5 m 2 ) = 20 : 2,5 =  8 Trauben/m 2

- 8 Trauben/m 2 x 350 g (Ø Traubengewicht, siehe oben)

= 8 x 350 g = 2800 g/m 2 = 2,8 kg/m 2 = 280 kg/a

Bei 170 kg/a angestrebten Ertrags in Steillagen muß mindestens 1/3 der Trauben entfernt werden.

Empfehlungen zur Ausdünnung

Die Ausdünnung ist je nach Jahrgang, Lage und Sorte erst ab einem gewissen Ertragsniveau sinnvoll.

Mit deutlicher Steigerung des Mostgewichts ist je nach Jahrgang, Sorte und Lage erst ab Erträgen von weniger als 80 - 120 hl/ha zu rechnen.

Die Ausdünnung bietet sich vorwiegend bei reichtragenden Sorten und auf tiefgründigen Böden in Verbindung mit starkem Wuchs sowie bei hohem Behang zur Sicherung der Qualität an. Dabei kann durch Ausdünnung an überhangenen Stöcken ein gezielt positiver Effekt für den Stock selbst sowie die Weinqualität erreicht werden.

Nachdem das Blatt-/Fruchtverhältnis besonders gegen Bogrebenende hin bzw. am abfallenden Bogenteil zunehmend ungünstiger wird, kann durch Ausdünnung in diesem Stockbereich am ehesten mit einer Qualitätssteigerung gerechnet werden. Die Entfernung von Schwachtrieben/Kurztrieben oder auch Trauben in Verbindung mit den Laubarbeiten bzw. als gesonderter Arbeitsgang, ist demnach gezielt im vorderen Bogenteil vorzunehmen.

Bei Sorten mit besonders hoher Fruchtbarkeit und damit besonders ungünstigem Blatt-/Fruchtverhältnis gegen Bogrebenende hin, wie z. B. Müller-Thurgau, Kerner, Trollinger und Lemberger, bietet es sich aus arbeitswirtschaftlicher Sicht im Einzelfall an, einen oder gar beide vorderen Bogenteile ganz abzuschneiden.

In wüchsigen Beständen eher etwas später sowie genügend stark reduzieren, da verbleibende Trauben besonders groß werden.

In schwachwüchsigen Beständen bzw. bei Sorten/Stöcken mit größerem Anteil an Schwachtrieben ist durch Entfernung dieser ein besonders deutlicher Qualitätszuwachs zu erzielen. Ein "Mengenausgleich" durch bessere Entwicklung der verbleibenden Trauben ist unter diesen Bedingungen kaum zu erwarten.

In besonders überhangenen Beständen ist evtl. eine Kombination zwischen der Entfernung von Schwachtrieben plus Trauben zur ausreichenden Ertragsreduktion notwendig. Dies ist arbeitswirtschaftlich sowie pflanzenphysiologisch wohl die geeignetste Methode.

Bei Sorten mit besonders großen Trauben - z. B. Trollinger - reicht die Ausdünnung auf eine Traube/Trieb in besonders ertragreichen Jahren und/oder bei starkem Wuchs nicht aus , das Ertragsniveau unter die Höchstertragsgrenze zu senken.

Müssen einzelne Trauben entfernt werden, so ist sinnvollerweise die obere , meist weniger gut entwickelte, Traube zu entfernen.

Zu früh

Zu früh - Mitte Juli - ergibt bei weiterhin günstigen Wachstumsbedingungen und/oder in wüchsigen Beständen einen weitgehenden Ertragsausgleich durch Ausbildung größerer Beeren . Wird auf eine Traube/Trieb ausgedünnt, ist der Ertragsausgleich besonders ausgeprägt , wenn diese Maßnahme früh (vor Mitte August) und/oder in wüchsigen Beständen durchgeführt wird. Größere Beeren sind jedoch besonders bei Rotweinsorten aus der Sicht der Weinqualität unerwünscht .

Zu spät - bei Reifebeginn - ergibt besonders in weniger günstigen Jahren/Lagen sowie bei frühreifen Sorten nicht die gewünschte Mostgewichtssteigerung .

In weniger günstigen Jahren/Lagen kann durch einen leicht vorgezogenen Ausdünnungstermin (Erbsengröße) die Qualität eher gesteigert werden.

In Jahren mit früher Blüte , guten Lagen, spätreifenden Sorten sowie in wüchsigen Beständen nicht zu früh - nicht vor Anfang/Mitte August bzw. erst bei Reifebeginn - ausdünnen.

Wird aus Risikogründen zunächst nicht zu stark reduziert oder wurde das Ertragspotential unterschätzt, so bietet sich bei Reifebeginn evtl. nochmals eine "Feinregulierung" durch Entfernung von weniger reifen Trauben an.

Die Ausdünnung bietet sich in qualitativ ungünstigen Jahren und Lagen nicht nur zur Vermeidung qualitativ besonders geringer Weine, sondern auch zur Verbesserung der Holzreife an.

Ertragssteuerung

Augenzahl/m 2 der potenziellen Fruchtbarkeit anpassen

reichtragende Sorten auf fruchtbaren Standorten erlauben einen reduzierten Anschnitt auf 4 - 6 Augen/m 2 je nach Sorte ( siehe oben )

bei Sorten mit hoher Fruchtbarkeit gegen Bogrebenende hin wird durch einen verkürzten Anschnitt das Ertragspotential verhältnismäßig stark reduziert

Anschnitt kürzerer Fruchtruten führt zur Verbesserung des Blatt-/Fruchtverhältnisses

Verlagerung der Traubenzone bzw. des oberen Biegdrahtes in Richtung Bodennähe führt zu größeren Trieblängen und damit weniger großen Einzelbeeren

Laubarbeiten, Bodenpflege und N-Düngung als Regulativ einsetzen

gezielte Ertragsreduzierung durch Ausdünnung zum optimalen Termin

Ziele

Gleichmäßige Erträge bei guter Weinqualität, verbesserter Holzreife/Winterfrostfestigkeit sowie guter Fruchtbarkeit im Folgejahr. Weniger Streßsituationen für den Rebstock. Dadurch eventuell verlängerte Standzeiten.

Fox, Steinbrenner; Referat Weinbau - LVWO Weinsberg

Stand: Juli 2002

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